Beschwerde an die Bundeswehr

Von | 14. Februar 2019

Ich möchte euch heute an meiner Beschwerde an den Bundeswehrbeauftragten teilhaben lassen. (Stark gekürzt)


Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages
Platz der Republik 1
11011 Berlin

02.01.2019

Sehr geehrter Herr Wehrbeauftragter,

ich war vom 01.01.2002 bis zum 31.09.2002 bei der Bundeswehr beschäftigt. …. Ich hatte auch viele Vorurteile gegen die Bundeswehr, die sich leider noch viel schlimmer bestätigt haben. Das sie im Angesicht des recht langen Textes nicht denken, ich möchte mich über alles Beschweren, nein, das Essen in den Kasernen war gut. (aus meiner persönlichen Sicht) Es ist mir bewusst, dass sich die GWDL-Politik geändert hat, aber das GG hat sich nicht geändert. Demnach bestehen noch die gleichen Kritikpunkte meinerseits wie 2002.
….

Abkürzungen:
  • Bundeswehr                                         BW
  • Grundausbildung                                AGA
  • Grundwehrdienstleistende               GWDL
  • Strom-Erzeuger-Aggregate              SEA
  • Dienstpostenausbildung                   DPA
  • Grundgesetz                                        GG
  • Kandidat zur baldigen Entlassung    EK
  • Formelzeichen für Stunde                   h
  • Drei Mal pro Stunde                     3x / h

Gliederung:

Zahlen => Hauptgruppen
Kleinbuchstaben => Hauptpunkte
Punkte / Artikel => Unterpunkte

Übersicht

1 Grundsätzliches

  • 1a Statement
  • 1b Ziele
  • 1c Musterung
  • 1d Unterhaltssicherungsbehörde
  • 1f Grundgesetz
  • – Art. 2 Entfaltung meiner Persönlichkeit
  • – Art. 3 Gleichheit vor dem Gesetz / Art. 12a Männer…
  • – Art. 4 Weltanschauung
  • – Art. 12 Zwangsarbeit
  • – Art. 104 körperliche Misshandlung

2. Ereignis bezogen Probleme bei der Bundeswehr

  • 2a Organisation (1. Tag)
  • 2b Zettelkrieg
  • 2c Stube / Unterbringung
  • 2d Spinde
  • 2e Dienstzeiten
  • 2f Feiertage
  • 2g Sklaverei
  • 2h Frisör
  • 2i Wache
  • 2j Wachbezahlung
  • 2k Sold
  • 2l Urlaub
  • 2m Was ich verpasst habe
  • 2n Amila
  • 2o Dienstgrill
  • 2p Zapfenstreich
  • 2q Kleidung
  • 2r Ärzte
  • 2s Rucksack
  • 2t kleine Fehler
  • 2u Schlaf
  • 2v Menschenrechte
  • 2w Übungen

3. Fazit

1 Grundsätzliches

1a) Statement

Ich halte die Bundeswehr, auch heute noch, für einen Affen- und Idiotenverein! Das hat sich bis in die letzte Zelle meines Körpers eingeprägt. Auch wenn nicht alle Angehörigen der Bundeswehr Idioten sind, hatte ich den Eindruck, dass die Quote deutlich höher ist als außerhalb.

1b) Ziele

1c) Musterung

1d) Unterhaltssicherungsbehörde

Zum Thema Sold schreibe ich an andere Stelle. Im Vorfeld hatte ich mich erkundigt wo die Unterhaltssicherungsbehörde ihren Sitz hat. Leider war keine Information dazu zu erhalten. … Es ist auch nicht möglich in der Nacht um 1:00 Uhr nach Dienstschluss etc. irgendwelche Behörden zu suchen…Inzwischen habe ich diese Behörde ausfindig gemacht, sie angeschrieben ….

1f) Grundgesetz

Der Dienst bei der Bundeswehr verstößt meiner Meinung nach mit mehreren Artikeln gegen das Grundgesetz. …

Art. 2 Entfaltung der Persönlichkeit …

Art. 3 Gleichheit vor dem Gesetz / Art.12a Dienstpflicht

Entweder es sind alle Gleich vor dem Gesetz, oder wir machen Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Beides zusammen geht nicht. Ich habe keine gemusterte Frau bei der Musterung gesehen. Bei der Bundeswehr waren fast keine Frauen. Nach meinem Verständnis hätten alle Frauen gemustert werden müssen! Wenn alle gleich sind, darf es auch keine unterschiedlichen Gesetze für „bei der Bundeswehr“ arbeitende“ und in der „freien Wirtschaft“ arbeitende geben.

Art. 4 Weltanschauung

Art. 12 Zwangsarbeit

Ich wurde gezwungen Arbeit für die Bundeswehr zu verrichten. Nicht nur das sie nicht ordentlich bezahlt wurde, sondern ich hatte auch keine Möglichkeit zu kündigen.
Von einer für alle gleichen Dienstpflicht kann man hier auch nicht sprechen, da pauschal alle Frauen ausgeschlossen wurden.

Art. 104 körperliche Misshandlung

2. Ereignis bezogen Probleme bei der Bundeswehr

2a.) 1. Tag (Organisation; AGA)

Es war ein schneereicher Tag. An diesem Tag hätte ich das Haus nicht verlassen. Allerdings musste ich meine Fahrt zur BW antreten. Der Ärger begann schon auf dem Weg zur Autobahn, wo einige tiefergelegte Autos Schneeschieber spielen wollten und nicht konnten. Dafür kann die BW nichts. Leider wurden an diesem Tage nur allgemeine Sachen durchgeführt mit größten (meiner Ansicht nach) unnötigen Wartezeiten zwischendurch. Man hätte da ganze wesentlich besser organisieren und schneller abarbeiten können. Am Abend stand dann noch das Lernen der Rangabzeichen auf dem Plan. Organisatorisch völliger Schwachsinn. Selbst im Mittagstief lernt man besser als nach so einem Tag. Der Dienstschluss war erst 23:15 Uhr. Damit war meine Leistungsfähigkeit für die ganze Woche erheblich reduziert. Die Haupteinkleidung war erst am 04.01.2002. Völlig unverständlich zumal auch keine Hosen für mich vorlagen. Wahrscheinlich ist man zu unorganisiert gewesen, bei der Musterung die Kleidergrößen mit aufzunehmen und diese Größen dann bei der Einkleidung bereitzustellen. (Ich spare mir jetzt den Rest…)

2b) Zettelkrieg (AGA)
Nach dem Eintreffen bei der BW am 02.01.2002 wurden mir mehrere Zettel vorgelegt wo ich meine Daten eintragen sollte. Mehrmals die gleichen Daten. (Adresse, Geburtsdatum etc.)
Diese Zettel waren Recycling Material. Sie waren aus alten Karten ausgeschnitten worden. Sie waren mit Linien versehen, oder sollten damit versehen werden. Die Daten sollten dann in die entstehenden Kästchen eingetragen werden. Dabei wurde immer nur eine kleine Anzahl von GWDL in einen Raum gesetzt (Vielleicht 8 oder 10 Personen.)

Das ist aber nicht der Hauptgrund für diesen Abschnitt. Hat die Bundeswehr meine Daten nicht in ihren Rechnersystemen? Ausdrucken, Korrigieren/Gegenzeichnen lassen, Fertig. Mehr Vorbereitung, aber insgesamt schnellere Durchführung. Als ich das gesehen habe, würde ich sagen, Hinterwäldler sind 10-mal moderner als die Bundeswehr 2002.

2c) Stube / Unterbringung (AGA)
Ich war in einem Raum mit 8 Betten, 8 doppeltürigen Schränke (unterster Standard; Stabil aber alt und nicht schön), einem Tisch und 8 Stühlen untergebracht. Dieser wurde als Stube bezeichnet. Der Begriff Stube ist völlig abwegig. In einer Stube steht selbst in den ärmsten Ländern Europas fast immer ein Fernseher und ein Sofa. Dieser Raum ist eine Beleidigung für alle, die eine wirkliche Stube besitzen. Eine Hartz 4 Wohnung ist heutzutage wesentlich besser eingerichtet.

2e) Dienstzeiten (AGA)
Die Dienstzeiten waren insgesamt unnötig lang. Vieles wurde unnötig in die Länge gezogen und auch kleine Fehler einzelner immer mit Nachteilen des ganzen Zugs „bestraft“. Nach Geländetagen würde das Waffenreinigen auch mal auf mehrere Stunden ausgedehnt. Es kam auch vor das bis nach 0:00 Uhr Waffen „geputzt“ wurden. Wie soll man mit weniger als 5h Schlaf leistungsfähig sein? (später mehr) Besonders wurde das an Geländetagen und nach Spind Kontrollen praktiziert. Außerdem richtet sich mein Protest dagegen das sich die BW nicht an das Arbeitnehmerschutzgesetz hält. Vorher ungeregelte Arbeitszeiten (Planlos). Keine exakten Dienstpläne für Grundwehrdienstleistende (AGA) und finanzielles ausnutzen derselben.

2g) Sklaverei (AGA)

• ärmliche Behausung auf das nötigste reduziert.
• Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln ist nicht möglich
• Pausen werden exakt zugeteilt und man hat keine andere Möglichkeit (Allerdings waren die regulären Pausen (Frühstück, Mittag, Abendbrot) großzügig bemessen.)
• sofortige Kündigung nicht möglich / Generell nicht möglich
• keine Leistungsgerechte Entlohnung (selbst Hartz 4 ist heute mehr)
• Zwang zu jeglicher Tätigkeit (jetzt Essen, jetzt putzen, jetzt schlafen …)
• 24h Verfügbarkeit ohne Beachtung verschiedener menschlicher Bedürfnisse (Hauptsächlich Schlaf für mich)
• Einfordern ständiger Leistung bis an die Grenze


Quelle Wikipedia/Sklaverei

2j) Wachbezahlung
Für den Wachdienst gab es einen Ausgleich. Es wurde die Order ausgegeben, das GWDL den finanziellen Ausgleich bekommen und Offiziere den Zeitausgleich. Ich hätte in jedem Fall den Zeitausgleich gewählt, hätte man mir die Wahl gelassen. Die 11 € als Ausgleich sind lächerlich unter diesen Gesamtbedingungen. Im Grundgesetz insbesondere Art. 3 Abschnitt 3 wird die Gleichbehandlung gefordert. In diesem Beispiel wird es mal wieder nicht befolgt.

2k) Sold (auch AGA)
Das Thema Sold ist ein großes Thema. Dass er so klein war und man keinen Lebensunterhalt damit decken konnte, habe ich ja schon erwähnt. Ich bezeichne ihn als ‚Hungersold‘! (Hungerlohn, auch wenn eine Nahrungsversorgung inbegriffen ist.) Ein einziges Mal im meinem jetzigem Leben wurde mir mein Arbeitsentgelt nicht pünktlich gezahlt. Ich hätte nicht gedacht, dass der ‚Deutsche Staat‘ dafür verantwortlich ist. Es war im (für) April 2002. Das ich das erst im Mai bemerkte, und ich im Mai ja bekanntlich zur DPA in der Warnow-Kaserne bei Schwerin war, konnte ich dem logischerweise nicht nachgehen. Die pauschale Ausrede war „Ich konnte es nicht lesen“. Allerdings konnte es im Januar, Februar, März gelesen werden. Außerdem habe ich nie eine ordentliche Abrechnung meiner erhaltenen Bezüge (Sold) erhalten. Das Einzige was ich auf mein Nachfrage erhalten habe war ein Zettel mit der Standartauskunft wieviel Sold mir täglich zusteht. Es ist weder eine ordentliche monatliche Auswertung (z.B. wie viele und welche Dienste habe ich geleistet; Wie wurden diese Vergütet; wieviel wurde für mich in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt etc.) noch ein Sinnvolles nachvollziehen des Bezugs möglich. Das Niveau der Abrechnungsauskunft der BW war mittelalterlich. Ich habe 2 Dokumente angehangen um es zu verdeutlichen. Ich verlange auch noch nach über 15 Jahren eine ordentliche Soldabrechnung!!!

2o) Dienstgrill vom Spieß
Während eines UVD-Dienstes am Freitag forderte mich der Unteroffizier aus dem Stabsbüro auf, den Grill des Kompaniefeldwebels zu putzen. „Ich hätte sowieso Langeweile“ Ich reinigte ihn grob brach dabei eine Grillgitterhalterung (logischerweise ausversehen) ab und stellte ihn wieder in die Ecke. Am nächsten Tag (Samstag) übergab ich meinem Nachfolger den Grill und gut. Wochen später rief mich der Unteroffizier aus dem Stabsbüro an und beschwerte sich lauthals darüber, dass ich den Dienstgrill beschädigt hätte und nichts gesagt habe. Natürlich habe ich nicht mehr daran gedacht etwas zu sagen. Wie soll ich mir auch sowas merken bei dem ständigen Schlafentzug. Ich hätte allerdings die kommende Frage damals schon stellen sollen. Besitzen alle Kompaniefeldwebel einen Dienstgrill, oder hat dieser Unteroffizier mir einen rechtwidrigen Befehl erteilt? (Weil alle Aussagen der Bundeswehr habe ich innerhalb der Dienstzeit als Befehl wahrgenommen.) (Befehle dürfen ja nur zu Dienstlichen Belangen erteilt werden und an einem persönlichen Gefallen für den Unteroffizier oder den Spieß habe/hatte ich ja kein Interesse. (Ich habe schließlich nicht mitgegrillt.) Nachdem meine direkten Vorgesetzten den Fall mitbekommen haben, wurde der Grill stillschweigend repariert.

….

2p) Zapfenstreich (AGA)
… „meinen Zapfen streichen“ …

2q) Kleidung
Ich finde die „Ausgeh-Uniform“ der Bundeswehr ist eine furchtbar peinliche Kleidung. Die hässlich graue raue Jacke und dazu noch dieses Barett. Es ist unbedingt dazu mal ein Neudesign notwendig. Wir haben 2019! Ich habe nichts gegen Homosexualität, aber das Barett in Rot etc. ist bei mir ein Schwulenhut. (Die Bezeichnung „Kopfbedeckung für homosexuell Veranlagte“ würde diesem Kleidungsstück nicht gerecht werden.) Das muss ich nicht tragen und das ist entwürdigend es in der Öffentlichkeit tragen zu müssen. Wie gut das es fast nicht vorgekommen ist. (Ich habe auch nichts gegen die Farbe Rot, aber in diesem Kleidungsstück vereinen sich Form und Farbe perfekt zu dieser Eigenschaft.)

2w) Übungen
Nach der Grundausbildung gab es keine Übungen mehr. Es waren auch keine Schießübungen vorgesehen. (bis auf Ausnahmefälle) Nur ausgerechnet in der vorletzten Woche ist eine Übung eingeplant worden, wo auch alle EKs eingesetzt wurden. …

3) Fazit:

Wenn ich diese Vorfälle lese, kann ich mich deutlich an das glückliche Gefühl erinnern, die Bundeswehr verlassen zu haben. Die neun Monate haben mir zumindest eines gebracht: Ich weiß jetzt genau warum ich die Bundeswehr nicht leiden kann. Ich verdamme all diejenigen die länger in diesem Affenverein mitmachen, als es ihre gesetzliche Pflicht ist. Selbst wenn sie 10.000 € / Tag zahlen würden, würde ich meine Teilnahme ausschließen. Hiermit fordere ich auch meine 9 Monate Lebenszeit zurück! …. Wenn ich über die Jahre mein Verhalten betrachte, muss ich sagen, dass ich als einziges „Unordnung halten“ bei der Bundeswehr gelernt habe. ….

Ich hoffe, das wars jetzt.
Mit freundlichen Grüßen
‚Zaubermichi‘

Anlagen:

Druckerpapier, weil die Bundeswehr so arm ist